Tipp der Woche: Die alles entscheidende Frage nach der Emotion

Es kommt häufig vor, dass Menschen in meiner Praxis oder in Seminaren bei Demos und Kleingruppenübungen Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen genau zu benennen.

Das ist nicht überraschend, denn nur wenige setzen sich vor ihrem ersten Kontakt mit der EFT-Klopfakupressur bewusst mit der differenzierten Wahrnehmung und Benennung ihrer Gefühle auseinander. Oft fehlt einfach der passende Wortschatz, um das, was man empfindet, präzise auszudrücken.

In solchen Momenten ist es für Coaches, Therapeuten oder Trainer naheliegend, unterstützend einzugreifen und Vorschläge zu machen. Diese können dabei helfen, die richtige Bezeichnung für die empfundene Emotion zu finden. Allerdings ist es entscheidend, dass der Klient, Teilnehmer oder Patient das Gefühl selbst erkennt und spürt. Deshalb gebe ich niemals nur eine einzige Möglichkeit vor, selbst wenn ich bereits eine Vermutung habe. Es geht nicht darum, jemandem eine Emotion zuzuschreiben, sondern darum, ihm zu helfen, seine eigene Wahrnehmung zu schärfen. Aus diesem Grund biete ich immer mehrere Begriffe zur Auswahl an.welche Emotion für sie zutrifft. Deshalb biete ich immer mehrere Begriffe an.

Nun gibt es über 400 verschiedene Begriffe für Emotionen (A. O. Hamm, 2003). Es wäre weder praktikabel noch zielführend, all diese Begriffe in einer Sitzung aufzulisten. Daher stellt sich die Frage, welche grundlegenden Emotionen es gibt und welche als Ausgangspunkt dienen können. Diese Frage wurde bereits von vielen Forschern und Experten intensiv untersucht.

Paul Ekman z. B. hat 7 Basisemotionen empirisch nachgewiesen, die kulturunabhängig erkannt werden:

  1. Freude
  2. Wut
  3. Ekel
  4. Angst
  5. Verachtung
  6. Trauer
  7. Überraschung

Zur Klassifikation hat Ekman das Facial Action Coding System (FACS) entwickelt (M. v. Salisch, 1988):

EmotionAktionseinheiten
Freude– angehobene Wangen
– Anheben der Mundwinkel
– Zusammenkneifen der Augen
Wut– Zusammenziehen der Augenbrauen
– Heben des oberen Augenlides
– Anspannen der Augenlider
– aufeinander gepresste Lippen
Ekel– Zusammenziehen der Augenbrauen
– Rümpfen der Nase
– Heben der Oberlippe
– Heben des Kinns (= Anheben der Unterlippe)
Angst– Heben der inneren Augenbraue
– Heben der äußeren Augenbraue (= hochgezogene Augenbrauen)
– Zusammenziehen der Augenbrauen
– Heben des oberen Augenlides (= weit geöffnete Augen)
– Anspannen der Augenlider
– Anspannen der Lippen
– Herunterfallen des Kiefers
Verachtung– Anheben der Mundwinkel (auf einer Seite des Gesichts)
Trauer– Heben der inneren Augenbraue
– Zusammenziehen der Augenbrauen
– Herabziehen der Mundwinkel
Überraschung– Heben der inneren Augenbraue
– Heben der äußeren Augenbraue (= Hoch gezogene Augenbrauen)
– Heben des oberen Augenlides (= weit geöffnete Augen)
– Herunterfallen des Kiefers
Abbildungen dazu auf EIAGroup.com

Martin Dornes (1995) beschreibt 9 Basisemotionen, aus einer rein individualpsychologischen Sicht:

  1. Freude
  2. Interesse-Neugier
  3. Überraschung
  4. Ekel
  5. Ärger
  6. Traurigkeit
  7. Furcht
  8. Scham
  9. Schuld

Dann gibt es noch die Clusteranalyse von Emotionsbegriffen nach Schmidt-Atzert und Ströhm (1983, http://www.br-online.de/…/televizion/24_2011_1/Kinateder.pdf, Abbildung 2). Diese haben Probanden aus 56 Emotionsbegriffen Zusammenhänge definieren lassen und kommen so zu 14 Emotionsklassen:

  1. Abneigung
  2. Ärger
  3. Neid
  4. Frustration
  5. Langeweile
  6. Angst
  7. Erregung
  8. Unruhe
  9. Traurigkeit
  10. Scham
  11. Freude
  12. Stolz
  13. Zuneigung
  14. Überraschung

Weniger Bedeutung, aufgrund fehlender empirischer Nachweise, konnte Plutchiks Rad der Emotionen (1962) gewinnen. Dieser definiert 8 Grundemotionen als Gegensatzpaare:

FreudeversusTraurigkeit
Erwartungversus Überraschung
Abneigungversus Vertrauen
Grollversus Angst

Zu diesen beschreibt er dann verschiedene Intensitäten (z. B.

  • Besorgnis -> Angst -> Schrecken
  • Gelassenheit -> Freude -> Ekstase)

Alle anderen Emotionen seien Kombinationen dieser acht Primäremotionen indem sich ähnliche (benachbarte) oder unähnliche (nicht direkt benachbarte Emotionen) mischen.

Plutchiks Rad der Emotionen. Dieses Werk ist nicht urheberrechtsfähig und daher gemeinfrei, da es ausschließlich aus Informationen besteht, die Allgemeingut sind und keine originäre Urheberschaft enthalten.

Auffällt, dass immer deutlich mehr negative (belastende) Emotionen als positive (förderliche) beschrieben werden …

In meiner Praxis- und Seminararbeit benutze ich immer so 2-3 naheliegende Vorschläge aus diesen 9 Emotionsgruppen:

  1. Angst
  2. Wut
  3. Trauer
  4. Scham
  5. Schuld
  6. Verachtung
  7. Ekel
  8. Neid
  9. Überraschung

Aus diesen Vorschlägen kann jeder einen Emotionsbegriff für sich entwickeln, den er am Ende auch tatsächlich FÜHLEN kann.

Beim Choices-Protokoll oder bei der EFT-Arbeit mit Affirmationen nehme ich Vorschläge aus diesen 9 Emotionsgruppen:

  1. Freiheit
  2. Gelassenheit
  3. Vertrauen
  4. Freude
  5. Liebe
  6. Akzeptanz / Respekt
  7. Bewunderung
  8. Erwartung
  9. Neugier

Zum Thema Akzeptanz und Respekt sage ich gerne: Selbst wenn es dir schwerfällt, etwas zu akzeptieren, versuche zumindest, deinem Gegenüber mit Respekt zu begegnen.

Wenn ich Vorschläge zur Benennung von Emotionen mache, formuliere ich sie bewusst offen, etwa so: „Könnte es vielleicht in Richtung …, …, … gehen oder etwas Ähnliches sein?“ Dadurch bleibt genug Raum, um den Begriff zu finden, der sich für dich wirklich stimmig anfühlt. Denn am Ende zählen nur die Worte, die du auch tatsächlich fühlen kannst.

Viel Erfolg dabei!

Bei jedem Einführungsabend gibt es eine Emotionsliste zum Ankreuzen mit Hinweisen zu Pseudogefühlen. In jedem Grundseminar erhältst du außerdem eine ausführliche Liste mit insgesamt 612 Emotionsbegriffen!

Mehr Tipps und Kniffe zur erfolgreichen Arbeit mit EFT Klopfakupressur gibt’s in unseren EFT Klopfakupressur Seminaren.