Studie: Fach-Empfehlungen zur Einführung des EFT zur Regelversorgung

EFT – Wie die Klopfakupressur den Weg in die wissenschaftliche Anerkennung finden kann

Emotional Freedom Techniques (EFT), auch bekannt als Klopfakupressur oder „Tapping“, ist eine Methode, die Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie mit Akupressur kombiniert. Zahlreiche Studien belegen inzwischen positive Effekte auf Stress, Ängste, Depressionen oder Traumafolgen – doch im öffentlichen Gesundheitswesen (z. B. im britischen National Health Service, NHS) ist EFT bislang kaum etabliert.

Die Forscher:innen Janine Mitchell und Gerasimos Chatzidamianos von der Manchester Metropolitan University untersuchten in einer qualitativen Studie (2020), welche Faktoren aus Sicht erfahrener EFT-Praktizierender die Integration der Methode in das Mainstream-Gesundheitssystem behindern oder fördern könnten.

Ziel und Methodik

Die Studie verfolgte das Ziel, Barrieren und Chancen für die Anerkennung von EFT als klinisch relevantes Verfahren zu identifizieren.

Dazu führten die Autor:innen zwölf halbstrukturierte Interviews mit britischen EFT-Praktizierenden durch, die über Erfahrung in Therapie, Coaching und Forschung verfügten. Die Daten wurden anschließend mit themenanalytischen Verfahren (thematic analysis) ausgewertet.

Die qualitative Herangehensweise erlaubt es, Einstellungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen zu erfassen, bildet jedoch keine statistisch repräsentativen Ergebnisse ab.

Ergebnisse

Die Auswertung ergab drei Hauptthemen (superordinate themes) mit mehreren Unterthemen, die den Weg von EFT in den Mainstream-Gesundheitssektor prägen:

1. Forschungsbasierte Anerkennung

Viele Befragte betonten, dass bereits eine beachtliche Zahl von Studien die Wirksamkeit von EFT belegt. Dennoch sei diese Forschung nicht breit genug bekannt, teilweise methodisch uneinheitlich oder werde außerhalb etablierter Fachjournale veröffentlicht.

Einige Praktizierende berichteten, dass sie sich häufig rechtfertigen müssten, weil EFT „noch nicht als evidenzbasiert gilt“, obwohl Meta-Analysen und randomisierte kontrollierte Studien vorliegen.

Empfehlung: Stärkere Integration der bestehenden Evidenz in universitäre Curricula, Publikationen in hochrangigen Journals und Beteiligung an interdisziplinären Forschungsprojekten.

2. Professionalisierung und Ausbildung

Ein wiederkehrendes Thema war die Notwendigkeit klarer Standards in Ausbildung, Zertifizierung und Supervision. Fehlende Regulierung führe zu Qualitätsunterschieden und erschwere die Anerkennung im Gesundheitswesen.

Einige Interviewte forderten verbindliche Mindeststandards – ähnlich wie bei Psychotherapieausbildungen – und eine stärkere Orientierung an wissenschaftlichen und ethischen Leitlinien.

Empfehlung: Aufbau eines akkreditierten Curriculums, regelmäßige Supervision und Forschungskompetenz-Training für EFT-Trainer:innen.

3. Öffentliche und professionelle Wahrnehmung

Trotz wachsender Evidenz wird EFT häufig noch als „komplementäre“ oder gar „esoterische“ Methode wahrgenommen. Dieses Image behindert den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, Versicherungen und Kooperationen mit Ärzt:innen.

Einige Praktizierende berichteten von Vorurteilen oder Missverständnissen, die aus einer oberflächlichen oder medial verzerrten Darstellung resultieren.

Empfehlung: Professionelle Öffentlichkeitsarbeit, Kooperation mit Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, Aufklärung über die wissenschaftliche Basis und seriöse Anwendungskontexte.

Diskussion

Die Autor:innen heben hervor, dass die Integration von EFT in das Mainstream-Gesundheitswesen nicht an der Evidenzlage allein scheitert, sondern an einem Zusammenspiel aus:

  • unzureichender wissenschaftlicher Sichtbarkeit,
  • uneinheitlichen Ausbildungswegen,
  • mangelnder institutioneller Verankerung,
  • und persistierenden Wahrnehmungsbarrieren.

Interessant ist die Parallele zu anderen Verfahren wie EMDR oder Achtsamkeits-basierten Interventionen: Auch diese galten zunächst als „alternativ“, bevor sie durch gezielte Forschung und Standardisierung ihren Platz in Leitlinien fanden.

Die Autor:innen betonen, dass EFT „ready for mainstream“ sein könnte – wenn Forschung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit besser miteinander verknüpft würden.

Praktische Implikationen

Für Praktizierende, Ausbildende und Organisationen ergeben sich daraus folgende Handlungsschritte:

  • Teilnahme an oder Initiierung von qualitativen und quantitativen EFT-Studien mit hohen methodischen Standards.
  • Transparente Qualitätskriterien und zertifizierte Ausbildungssysteme etablieren.
  • Aufbau eines Netzwerks zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik, um EFT als ergänzende Intervention in Leitlinien einzubringen.
  • Öffentliche Aufklärung über wissenschaftlich belegte Anwendungsfelder von EFT, ohne Heilsversprechen oder medizinische Indikationen.

Damit wird der Weg geebnet, EFT langfristig als seriöse und forschungsbasierte Methode der Selbstregulation im Gesundheitswesen zu etablieren.

Fazit

Die Studie zeigt: EFT steht an der Schwelle zur breiteren Akzeptanz. Nicht fehlende Wirksamkeit, sondern strukturelle Hürden behindern den nächsten Schritt – insbesondere das Fehlen verbindlicher Standards, die geringe Forschungsintegration in akademische Kontexte und die noch zögerliche öffentliche Wahrnehmung.
Wer EFT professionell anwendet, kann durch Qualitätssicherung, Kooperation und Forschungskommunikation aktiv dazu beitragen, dass die Methode ihren Platz im evidenzbasierten Spektrum emotionaler Selbsthilfe findet.

Quelle: Mitchell, J., & Chatzidamianos, G. (2020). Emotional Freedom Techniques — How to Make It Mainstream: A Thematic Analysis of Practitioners’ Views. Energy Psychology: Theory, Research, and Treatment, 12(1), 28–43.

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Weitere wissenschaftliche Studien…

Wichtiger Hinweis: Die hier vorgestellte Methode der Klopfakupressur (EFT) versteht sich als komplementäre Maßnahme zur emotionalen Selbsthilfe. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.