Wissenschaftlicher Artikel: Energiepsychologie bei Essstörungen

Wenn Menschen mit Essstörungen Unterstützung suchen, stehen meist Fragen nach Kontrolle, Scham, Körperbild und emotionaler Überforderung im Vordergrund. Das Kapitel Energy Psychology in the Treatment of Eating Disorders von Phil Mollon (2019) beschreibt einen Ansatz, der diese inneren Prozesse nicht nur psychologisch, sondern auch körperorientiert betrachtet. Dabei geht es nicht um eine Alternative zu etablierten Therapien, sondern um einen ergänzenden Zugang, der emotionale Belastung und innere Blockaden behutsam einbeziehen soll.

Essstörungen und emotionale Belastung

Essstörungen entstehen häufig in einem komplexen Zusammenspiel aus emotionalen Erfahrungen, traumatischen Prägungen, inneren Konflikten und Schwierigkeiten im Umgang mit Stress. Viele Betroffene berichten, dass Essen oder Nahrungsvermeidung eine Art Schutzfunktion übernimmt – eine Strategie, um innere Spannungen kurzfristig zu regulieren. Mollon weist darauf hin, dass solche Muster oft mit ungeklärten emotionalen Themen verknüpft sind, die in der therapeutischen Arbeit sichtbar werden.

Was Energiepsychologie hier beitragen möchte

Die Energiepsychologie – zu der auch Klopftechniken wie EFT gehören – versucht, emotionale Belastungen über die Kombination aus achtsamem Wahrnehmen, verbaler Fokussierung und Stimulation bestimmter Körperpunkte zu erleichtern. In Mollons Darstellung kann dies dazu beitragen, innere Anspannung zu reduzieren und Zugang zu Ressourcen zu finden, die im Stress verloren gehen.

Besonders interessant ist die Idee, dass Menschen manchmal unbewusste Widerstände gegen Veränderung oder gegen Selbstfürsorge entwickeln. Solche Muster können in einer Essstörung stark ausgeprägt sein. Energetisch-körperorientierte Methoden können hier eine zusätzliche Beobachtungsebene eröffnen: Was geschieht im Körper, wenn bestimmte Themen berührt werden? Und wie lässt sich Stress so regulieren, dass therapeutische Schritte leichter zugänglich werden?

Ein trauma-sensibler Kontext

Mollon betont, dass Essstörungen häufig im Kontext früher Überforderung oder emotionaler Verletzungen entstehen. Damit eine Ergänzung wie Energiepsychologie sinnvoll ist, braucht es daher ein Setting, das Stabilität, Sicherheit und Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Die Methoden werden nicht konfrontativ eingesetzt, sondern sollen helfen, innere Anspannung vorsichtig zu reduzieren, ohne Betroffene zu überfordern.

Grenzen und Einordnung

Wissenschaftlich betrachtet ist Energiepsychologie ein ergänzender Ansatz mit begrenzter Evidenzlage. Für die Behandlung von Essstörungen bleiben medizinische Kontrolle, Psychotherapie und ernährungspsychologische Begleitung zentral. Gleichzeitig kann ein körperorientierter Zugang für manche Menschen eine hilfreiche Brücke sein – besonders dann, wenn emotionale Belastung, innere Blockaden oder traumatische Themen im Vordergrund stehen.

Fazit

Mollons Beitrag zeigt, dass Essstörungen nicht nur über Verhalten oder Denken verstanden werden können. Emotionale Belastung, Stressreaktionen und innere Schutzmechanismen spielen eine große Rolle. Energiepsychologische Methoden können hier – eingebettet in ein professionelles, trauma-sensibles Umfeld – als ergänzender Weg dienen, um mit schwierigen Gefühlen achtsamer in Kontakt zu kommen und sich selbst zu stabilisieren.

Quelle: Mollon, P. (2019). Energy Psychology in the Treatment of Eating Disorders. In A. Seubert & P. Virdi (Hrsg.), Trauma-Informed Approaches to Eating Disorders (Kapitel 20, S. 261–273). Springer Publishing.

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Wichtiger Hinweis: Die hier vorgestellte Methode der Klopfakupressur (EFT) versteht sich als komplementäre Maßnahme zur emotionalen Selbsthilfe. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.