
Ein außergewöhnlicher Fall
Am 11. September 2001 stürzten die Zwillingstürme des World Trade Center ein — ein traumatisches Ereignis mit nachhaltigen Folgen für viele Überlebende. In dieser Studie wird der Behandlungsweg eines einzelnen Überlebenden dargestellt, der jahrelang unter chronischem posttraumatischen Stress (PTSD / PTBS) mit dissoziierten Erinnerungen litt.
Ziel und Methode der Studie
Ziel: Die Autoren wollten untersuchen, ob und wie gut die Kombination von EFT und EMDR bei einem schweren, lang bestehenden PTSD-Fall wirkt.
Methodik: Es handelt sich um eine sog. „single-subject design case study“ — also eine Behandlung eines einzelnen Klienten über einen längeren Zeitraum. Der Patient war ein Überlebender des WTC-Ereignisses mit stark ausgeprägter PTSD und dissoziierten Erinnerungen.
Messinstrumente: Als Assessmentinstrumente wurden u. a. das Trauma Symptom Inventory (TSI) und das Personality Assessment Inventory (PAI) genutzt.
Intervention: Zunächst wurde eine Sitzung EFT gegeben; im weiteren Verlauf wurde EMDR-Modifikation zur Bearbeitung der dissoziativen Erinnerungen eingesetzt.
Ergebnisse: Bereits unmittelbar nach einer EFT-Sitzung berichtet die Studie eine Eliminierung der klinisch signifikanten Werte auf TSI und PAI. Im Verlauf zeigte der Klient nahezu vollständige Symptomremission und eine Rückkehr zur beruflichen Tätigkeit.
Wesentliche Ergebnisse und ihre Bedeutung
- Die Tatsache, dass nach nur einer Sitzung EFT eine sofortige Verbesserung zeigte, ist bemerkenswert — insbesondere bei so schwerwiegenden und lang bestehenden Traumafolgen.
- Die Kombination mit EMDR diente offenbar dazu, insbesondere die dissoziierten Erinnerungselemente zu integrieren, was ansonsten häufig eine große therapeutische Hürde darstellt.
- Der Klient konnte nach jahrelanger Arbeitsunfähigkeit wieder arbeiten, was sozial- und wirtschaftlich relevant ist.
Diese Resultate liefern Hinweise darauf, dass auch schwer traumatisierte Personen von komplementären Verfahren profitieren können.
Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext
Die Studie verweist auf frühere Arbeiten: So wird etwa eine RCT-Studie genannt, in der EFT mit EMDR verglichen wurden (vgl. A controlled comparison of the effectiveness and efficiency of two psychological therapies for posttraumatic stress disorder: eye movement desensitization and reprocessing vs. emotional freedom techniques, Karatzias et al., 2011).
Fazit – spannend, aber mit Augenmaß
Die Studie von Nicosia et al. (2019) liefert einen beeindruckenden Bericht über eine sehr positive Entwicklung bei einem schweren PTSD-Fall – aber: Sie bleibt eine Einzelfallstudie, kein „Beweis“ für ein Verfahren im großen Stil.
Die Studie entspricht den APA-Regeln für wissenschaftlich anerkannte Evidenz-Forschung.
Quelle: Nicosia, G. J., Minewiser, L., & Freger, A. (2019). World Trade Center: A longitudinal case study for treating Post Traumatic Stress Disorder with Emotional Freedom Technique and Eye Movement Desensitization and Reprocessing. „Work„, 63(2), 199-204.
Weitere wissenschaftliche Studien…
Wichtiger Hinweis: Die hier vorgestellte Kombination von EFT und EMDR versteht sich als komplementäre Maßnahme. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung – insbesondere bei Traumafolgestörungen – kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe (z. B. Psychotherapie, Facharzt) in Anspruch zu nehmen.