Studie: Wenn 10 Minuten in der Schule den Unterschied machen

Hintergrund der Studie

In von Gewalt betroffenen Regionen sind Jugendliche besonders vulnerabel – sowohl psychisch als auch schulisch. Adverse Kindheitserfahrungen (ACEs) wie familiäre Gewalt oder Verbrechen in der Nachbarschaft wirken sich negativ auf Lebensdauer, Verhalten und schulische Leistungen aus. Insbesondere in Mexiko hängt ein niedriger Lernerfolg stark mit der Exposition gegenüber Community‑Gewalt zusammen. Psychotherapeutische Ressourcen sind dort knapp, besonders in ländlichen und armen Regionen.

Was wurde gemacht?

Suzanne M. Connolly und ihr Team führten eine sogenannte Feasibility Study durch:

  • Ort: Zwei geografisch getrennte Mittel­schulen in Ziracuaretiro, Bundesstaat Michoacán, Mexiko.
  • Teilnehmende: 99 Schüler:innen im Alter von 11–14 Jahren. Eine Schule erhielt die Intervention, die andere war Kontrollgruppe mit einer anderen Aktivität.
  • Intervention (arsenal): Täglich 10 Minuten Thought Field Therapy (TFT) – eine Klopfakupressur-Methode mit Akupunkturpunkten, die von dem amerikanischen Psychotherapeuten Dr. Roger Callahan entwickeklt wurde und zu einer Entspannungsreaktion führen kann. Sie wurde von den Lehrkräften angeleitet.
  • Kontrollaktivität: 10‑minütiges, ungeleitetes Kunstzeichnen als aktive Wartekontrolle.

Die Studie war double-masked: Weder Lehrerinnen noch Schüler:innen wussten, welche Gruppe welche Intervention erhielt. Die Effekte wurden auf zwei Ebenen untersucht: Trauma-Symptome (mit dem CATS‑Screening) und schulische Leistungen in Lesen und Mathematik.

Die Ergebnisse in Kürze

Trauma-Symptome:

  • Nach 3 Monaten: Die TFT‑Gruppe zeigte moderate Verbesserungen in „Vermeidung“ und „funktionaler Beeinträchtigung“, aber keine generelle PTSD‑Reduktion.
  • Nach 5 Monaten: Nur die funktionale Beeinträchtigung blieb reduziert. Interessanterweise zeigte die Kontrollgruppe mittelfristig stärkere PTSD‑Reduktionen.

Schulische Leistungen:

  • TFT‑Gruppe: starke Verbesserungen in Mathematik und Lesen nach 5 Monaten.
  • Kontrolle: Kein Fortschritt im Lesen und ein mittlerer Rückgang bei Mathematik.

Qualitativ: Mehr als 90 % der Befragten empfanden das Tapping als hilfreich – zur Stressreduktion, besseren Verhaltenskontrolle und oft auch als Werkzeug für zu Hause.

Fazit für die Praxis

  1. Ein kurzes, kosten­effizientes Klassenzimmer‑Programm, das nur zehn Minuten täglich dauert, kann schulische Leistungen signifikant verbessern – selbst in extrem belasteten Regionen.
  2. Die Wirkung auf Traumasymptome ist weniger stabil; andere Faktoren (z. B. Lehrkraftqualität, Community‑Veränderungen) könnten hier eine Rolle spielen.
  3. Für nachhaltige Effekte ist eine multikomponentale Strategie nötig: längere Interventionen, Eltern­einbindung, individuelle psychotherapeutische Unterstützung und Lehrkräftetraining.

Was hat das mit EFT zu tun? Gary Craig hat sein EFT (Emotional Freedom Techniques) aus dem TFT Callahans heraus als vereinfachte Form der Klopfakupressur entwickelt. Gunilla Hamne hat ihr TTT (Trauma Tapping Technique) ebenfalls daraus entwickelt.

Zusammenfassung

In Regionen mit hoher Gewaltbelastung können einfache Interventionsformen wie TFT im Unterricht täglich eingebettet erhebliche Lerngewinne bewirken. Zwar muss die Wirkung auf Traumafolgen weiter untersucht und gestärkt werden, doch zeigt die Studie: Bereits kleine, strukturierte Maßnahmen haben Potenzial – vor allem, wenn sie einfach umsetzbar und skalierbar sind.

Die Studie entspricht den APA-Regeln für wissenschaftlich anerkannte Evidenz-Forschung.

Quelle: Connolly, S. M., Menchaca, L. Z., Palafox, H. F., Adams, H. L., & Freedom, J. (2025). A teacher-led classroom intervention in an area of Mexico experiencing community violence: A controlled mixed-method feasibility study. PLOS One, 20(6): e0323562.

Zur vollständigen Studie…

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Wichtiger Hinweis: Diese Methode, Thought Field Therapy (TFT), versteht sich als komplementäre Maßnahme zur emotionalen Selbsthilfe. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.