Studie: Eine einzige EFT-Sitzung beeinflusst die Gehirnverarbeitung

Was wurde untersucht?

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen — sie betreffen weltweit viele Menschen und stellen sowohl für Betroffene als auch für das Gesundheitssystem eine Herausforderung dar.

Die Studie fragt: Kann eine sogenannte therapeutische Tapping-Methode (auch bekannt als Emotional Freedom Techniques, EFT) – also das Beklopfen bestimmter Akupressurpunkte kombiniert mit psychotherapeutischen Elementen – die Verarbeitung emotionaler Stimuli im Gehirn bei Menschen mit Angststörungen beeinflussen?

Konkret: Es wurden Patient:innen mit Angststörungen untersucht, und zwar vor und nach einer Klopf-Sitzung. Als Vergleich wurde eine andere Entspannungsintervention (Progressive Muskelrelaxation, PMR) eingesetzt. Welche Veränderungen zeigen sich in der Gehirnaktivität, wenn die Teilnehmenden akustisch emotionale Prosodie (also Gesprochenes mit verschiedenem emotionalem Klang: z. B. wütend, ängstlich, neutral, fröhlich) hören? (Die Messung erfolgte mittels EEG und der Größe des elektrischen Signals „Late Positive Potential“ (LPP), ein etablierter Marker emotionaler Verarbeitung).

Was wurde gefunden?

  • Sowohl nach dem EFT-Klopfen (Tapping), als auch nach PMR zeigte sich eine Reduktion der LPP-Amplitude bei negativen Stimuli (also z. B. wütend oder ängstlich gesprochenen Pseudowörtern). Das spricht dafür, dass beide Interventionen Einfluss auf die emotionale Gehirnverarbeitung haben.
  • Unterschiede zwischen den Interventionen:
    • Bei PMR zeigte sich vor allem eine Wirkung bei ängstlicher Prosodie.
    • Beim Klopfen war die Wirkung besonders bei wütender Prosodie zu sehen. Damit deutet die Studie an, dass Tapping gezielt auf bestimmte emotionale Reize wirken kann.
  • Die Autoren interpretieren dies so: Die Tapping-Methode könnte bei der Regulierung von Emotionen helfen, insbesondere in Situationen, in denen negative (z. B. wütende) Signale verarbeitet werden müssen – was bei Angststörungen eine Rolle spielt.

Warum ist das interessant?

  • Die Studie liefert Hinweise darauf, dass eine komplementäre Methode wie EFT-Klopfen nicht nur „subjektives Wohlbefinden“ verändert, sondern nachweislich neuronale Prozesse beeinflussen kann – hier am Beispiel der LPP.
  • Da Angst- und Stressreaktionen oft mit verschärfter emotionaler Reizempfindlichkeit verbunden sind (z. B. stärkere Reaktionen auf wütende/ängstliche Stimuli, geringere Regulierungsfähigkeit) kann eine Methode, die genau hier ansetzt, bedeutsam sein.
  • In einer Heil-Praxis könnten solche Methoden (unter Beachtung der rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen) sinnvoll sein als ergänzende Maßnahme zur Regulation von emotionalen Reaktionen – nicht aber als Ersatz für eine klinisch-psychotherapeutische Behandlung bei schweren Angststörungen.
  • Wichtig: Die Studie zeigt Wirkung nach nur einer Sitzung bei einer Messung kurz danach. Langfristige Effekte oder klinische Endpunkte wurden nicht untersucht.

Fazit

Die vorliegende Studie zeigt, dass die Methode Klopfen / Tapping (EFT) bei Angststörungen nicht nur subjektive Effekte haben kann, sondern auch neuronale Signale verändert – und zwar anders als klassische Entspannung (PMR). Für die Praxis heißt das: Tapping kann ein sinnvolles Instrument zur emotionalen Selbst-Regulation sein.

Quelle: König, N., Steber, S., Seebacher, J., von Prittwitz, Q., Bliem, H. R., & Rossi, S. (2019). How Therapeutic Tapping Can Alter Neural Correlates of Emotional Prosody Processing in Anxiety. Brain Sciences, 9(8), 206.

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Wichtiger Hinweis: Die hier vorgestellte Methode der Klopfakupressur (EFT) versteht sich als komplementäre Maßnahme zur emotionalen Selbsthilfe. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.