
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zählt zu den am schwersten wiegenden seelischen Folgen belastender Erlebnisse. Betroffene leiden häufig noch Jahre nach einem traumatischen Ereignis unter starken inneren Anspannungen, Flashbacks und Schlafproblemen. Doch welche therapeutischen Ansätze können wirksam helfen?
Eine iranische Forschungsgruppe um Aida Alamdar Baghini hat drei etablierte Methoden in einer klinischen Studie direkt miteinander verglichen:
- Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
- Kognitive Verhaltenstherapie (Kognitive Verhaltenstherapie, KVT, engl. CBT – Cognitive Behavioral Therapy)
- Emotional Freedom Techniques (EFT, Hauptform der Klopfakupressur)
Studiendesign
An der Untersuchung nahmen 60 Patient:innen mit gesicherter PTBS-Diagnose teil, die zufällig auf vier Gruppen verteilt wurden: EMDR, KVT, EFT und eine unbehandelte Kontrollgruppe.
- EMDR und EFT: je 6 Einzelsitzungen à 45 Minuten
- KVT: 6 Gruppensitzungen à 45 Minuten
- Kontrollgruppe: erhielt zunächst keine Behandlung, wurde aber nach Studienende einbezogen
Die Symptome wurden mit der PTSD-Checkliste (PCL) erfasst – und zwar zu drei Zeitpunkten: vor der Behandlung, direkt danach und in einem Follow-up nach drei Monaten.
Ergebnisse
Die Resultate sind eindeutig:
- In allen drei Behandlungsgruppen gingen die PTSD-Symptome signifikant zurück.
- Auch drei Monate nach Abschluss der Sitzungen blieben die Verbesserungen stabil.
- EMDR zeigte den stärksten Effekt auf die Symptomreduktion.
- EFT und KVT erwiesen sich ebenfalls als wirksam, wenngleich die Reduktion der Beschwerden etwas geringer ausfiel als bei EMDR.
Bedeutung für die Praxis
Diese Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht spannend:
- Mehrere Wege führen zum Ziel: Sowohl EMDR als auch KVT und EFT konnten die Belastungen der Patient:innen spürbar verringern.
- EFT punktet durch Einfachheit und Flexibilität: Auch wenn EMDR in dieser Studie etwas stärker wirkte, bietet EFT eine niedrigschwellige Möglichkeit, selbstregulierend mit Stress und Trauma umzugehen – sowohl in therapeutischen Settings als auch als komplementäre Selbsthilfetechnik.
- Methodische Unterschiede beachten: Während EMDR und EFT individuell durchgeführt wurden, fand KVT in einer Gruppe statt. Dieser Unterschied kann die Ergebnisse beeinflusst haben.
Fazit
Die Studie zeigt eindrucksvoll: PTBS-Symptome lassen sich mit unterschiedlichen Verfahren erfolgreich lindern. EMDR mag kurzfristig die größten Effekte entfalten, doch auch KVT und EFT bieten wertvolle Ansätze, die Patient:innen helfen können, ihre innere Stabilität wiederzufinden.
Gerade EFT verdient Beachtung: Es verbindet die Fokussierung auf belastende Emotionen mit sanftem Beklopfen spezifischer Punkte und eröffnet so einen Weg zur Selbstberuhigung – einfach erlernbar und ergänzend einsetzbar.
Quelle: Alamdar Baghini, A., Mohammadtehrani, H., Behbodi, M., & Kiamanesh, A. R. (2019). Comparison of efficacy of eye movement desensitization and reprocessing (EMDR), cognitive-behavioral therapy (CBT) and emotional freedom technique (EFT) on post-traumatic stress disorder (PTSD). Razi Journal of Medical Sciences, 26(10), 76–86.
Weitere wissenschaftliche Studien…
Wichtiger Hinweis: Die hier vorgestellte Methode der Klopfakupressur (EFT) versteht sich als komplementäre Maßnahme zur emotionalen Selbsthilfe. Sie ersetzt keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Bei starker oder anhaltender psychischer Belastung kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.