Tipp der Woche: Grundlagen Psychotraumatologie 21

Trauma-Therapie 10

Medikamentöse Behandlung

Bei bestimmten Störungsbildern oder ab einem bestimmten Schweregrad der Symptome ist, aus schulmedizinischer Sicht, eine medikamentöse Therapie der Trauma-Folgestörungen angezeigt. In diesem Fall werden neben Psychotherapie auch Psychopharmaka eingesetzt. Psychopharmaka beeinflussen das Gleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn und greifen dadurch in die Hirnfunktionen des Patienten ein. Durch klinische Studien konnte analysiert werden, auf welche Neurotransmittersysteme eingewirkt werden muss, um die Trauma bedingten Symptome zu reduzieren bzw. die Stressphysiologie zu regulieren. Da jedoch keines dieser Medikamente ursächlich wirkt, können sie eine Traumatherapie nicht ersetzen, jedoch können sie diese in manchen Fällen vorbereiten oder begleiten. Die Auswahl des jeweiligen Medikaments richtet sich nach den im Vordergrund stehenden Beschwerden. Ein vergleichbarer Erfolg der Psychopharmakotherapie, wie bei der Behandlung der Schizophrenie, konnte bisher aber nicht erzielt werden.

Kritiker bemängeln, dass die Medikation bei Trauma-Patienten oft eine hilflose Reaktion auf Krisen sei und eine anschließende Absetzung der Medikamente nach überstandener Krise meistens nicht mehr riskiert wird. (Ulrich Sachsse, Traumazentrierte Psychotherapie).

Tranquilizer

Die am häufigsten verschriebenen Tranquilizer gehören zu der Substanzklasse der Benzodiazepine. Bekannte Handelsnamen sind unter anderem Tranxilium, Alzepram. Benzodiazepine reduzieren zuverlässig Angst und können ein angenehmes Gefühl der Ruhe und Gelassenheit erzeugen. Insbesondere wirken sie auch gegen Trauma bedingte Übererregungssymptome wie vermehrte Reizbarkeit, Schlafstörungen sowie Schreckhaftigkeit. Dabei wirken sie nahezu sofort und haben kaum Nebenwirkungen. Ein positiver Erfolg über die Zeit der Medikation hinaus konnte jedoch nicht nachgewiesen werden und wird als unwahrscheinlich angesehen. Besonders zu beachten ist bei Benzodiazepinen die hohe Suchtgefahr. Bereits bei einer dauerhaften Einnahme von über sechs Wochen ist neben der seelischen Abhängigkeit eine körperliche zu befürchten. Die Tatsache, dass von vielen Ärzten trotzdem Benzodiazepine verordnet werden, beruht vermutlich unter anderem darauf, dass viele Ärzte über die Möglichkeiten der modernen Antidepressiva unzureichend informiert sind.

Antidepressiva

Als Antidepressiva werden Medikamente bezeichnet, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Die meisten Antidepressiva greifen in den Zyklus der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin ein. Ergebnisse der Grundlagenforschung lassen vermuten, dass viele Trauma bedingte Symptome auf eine Störung im Serotonin-Haushalt zurückzuführen sind und Antidepressiva dieses Ungleichgewicht ausgleichen können. Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend und vermindern Ängste. Einige wirken antriebssteigernd, andere Antidepressiva sind antriebsneutral oder antriebsvermindernd. Letztere werden vor allem eingesetzt, wenn Betroffene motorisch sehr unruhig sind. Viele Präparate wirken je nach Inhaltsstoff erst nach einem Zeitraum von ein bis sechs Wochen. Man kann Antidepressiva im Wesentlichen in zwei Hauptklassen einteilen:

Trizyklische Antidepressiva

In den Anfängen der psychopharmakologischen Wirksamkeitsforschung der Trauma bedingten Störungen wurden Kriegsveteranen mit unterschiedlichen Medikamenten aus der Substanzgruppe der trizyklischen Antidepressiva behandelt. Es wurden unter anderem Amitryptilin und Imipramin zum Einsatz gebracht. Beide greifen am Serotonin an und führten zu einer nachweislichen Verbesserung aller symptomatischen Parameter. Desipramin, welches eher noradrenerg wirkt, konnte dagegen nicht überzeugen.

SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

SSRIs blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin in den Nervenzellen und sorgen dafür, dass ein Serotoninmangel ausgeglichen wird. Sie gelten als Mittel der ersten Wahl, sowohl für die Akut-, wie auch für die Langzeitbehandlung bei PTBS. Im Gegensatz zu trizyklischen Antidepressiva sind sie im Allgemeinen verträglicher und haben insbesondere keine antikolinergen Nebenwirkungen. Bezüglich der Wirksamkeit bei Trauma bedingten Folgestörungen liegen überzeugende Ergebnisse aus Untersuchungen mit großen Behandlungsgruppen vor. SSRIs konnten quälende Erinnerungen (Flashbacks), sowie das Vermeidungsverhalten, aber auch die Überaktivierung reduzieren. Hierdurch könnte ein Verarbeitungsprozess in einer Psychotherapie unterstützt oder erst ermöglicht werden. Wirksamkeitsnachweise wurden für Fluoxetin (20–80 mg), Paroxetin (20–50 mg) und Sertralin (50–200 mg, mittlere Dosen zwischen 100–150 mg) erbracht. Eine Symptomreduktion trat meist nach zwei bis vier Wochen ein. In Deutschland ist nur der Wirkstoff Paroxetin für die Behandlung von PTBS-Patienten zugelassen.

Andere Antidepressiva

Für Mirtazapin, Bupropion und Trazodon existieren kleinere Studien. Es konnte ein vergleichbarer Effekt wie bei Sertralin nachgewiesen werden.

Neuroleptika

Neuroleptika greifen in die synaptische Erregungsübertragung des Gehirns ein indem sie die Übertragung des Neurotransmitters Dopamin hemmen, so dass dieser die postsynaptischen Rezeptoren nicht mehr aktivieren kann. Dadurch wirken sie teilweise beruhigend und sind zum Abbau psychotischer Zustände aller Art geeignet. Zusätzlich können Neuroleptika mit Rezeptoren für Serotonin, Acetylcholin, Histamin und Noradrenalin interagieren. Als herkömmliche (typische) Neuroleptika werden Neuroleptika bezeichnet, welche auf die sogenannte Positiv-Symptomatik der Schizophrenie (zum Beispiel Halluzinationen, Wahnvorstellungen) wirken. Neuere (atypische) Neuroleptika verringern zum Teil auch die sogenannten Negativ-Symptome der Schizophrenie (unter anderem Antriebsverminderung und Konzentrationsstörungen). Atypische Neuroleptika wie beispielsweise Olanzapin, Quetiapin und Risperidon wurden bei Trauma-Patienten mit psychotischer Symptomatik (z. B. wahnhafte Störungen) oder bei nicht genügender Wirksamkeit der SSRI eingesetzt. Erfolge konnten erzielt werden, allerdings fehlen bisher randomisierte und kontrollierte Studien.

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